Berlin/MZ. McDonald's am Kurfürstendamm bietet den Hamburger für
drei Euro an, die Flasche Whiskey kostet in Berlins renommiertem Warenhaus
KaDeWe zehn Euro. Das gibt es nur in der Hauptstadt: Berlin steckt im Euro-Fieber.
Eine Woche lang ist die künftige europäische Währung buchstäblich
hautnah zu erleben.
Mit Tempo in die Zukunft - zumindest in die monetäre: Vom 2. Bis
zum 10. Mai findet in Berlin die "Europa-Woche" statt, die in diesem Jahr
ganz im Zeichen der Währungsunion steht. Motto: "Der Euro rollt in
Berlin".
In über 50 Geschäften und Restaurants ist das heiß
diskutierte Zahlungsmittel der Zukunft dann gültig - obwohl es den
echten Euro noch gar nicht gibt. Der wird voraussichtlich erst von 1999
an in Deutschland zu haben sein.
Auf eigene Kosten ließ die Landesbank Berlin rund 1,3 Millionen
Sonder-Euros prägen. Eine Art "Spielgeld", das aber wie eine echte
Währung akzeptiert wird. Um Verwechslungen mit den später amtlichen
Münzen zu vermeiden, gibt es den "Spielgeld-Euro" in den Werten eineinhalb,
zweieinhalb und zehn. Bereits ab Ende April kann man in den 200 Filialen
der Berliner Sparkasse und an Sonderwechselstellen D-Mark gegen "Euro"
eintauschen, zum Kurs von 2:1. Wer also etwa mit fünf Euros einkaufen
möchte, muß zuvor zehn Mark dafür bezahlen.
Von einem "Großversuch, den es in Europa noch nie gegeben hat",
spricht Axel Bunz, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission
in Deutschland. "Wir wollen mit diesem Probelauf die Bevölkerung auf
das neue Zahlungsmittel einstimmen und Vorurteile abbauen."
In Ostdeutschland scheint das Echo auf den Euro noch recht schwach
zu sein. Bunz: "Für die Bevölkerung ist das noch kein großes
Thema. Ob dies auf Ablehnung oder auf Unsicherheit zurückzuführen
ist, bleibe abzuwarten.
Noch ist die Sache mit dem besonderen Berliner Europa-Geld streng
geheim. Aber die Münze am Molkenmarkt hat bereits den
Auftrag, den Probe-Euro in mehreren Wertstufen und in einer Auflage
von über einer Million Stück zu prägen. Die Münzen
ollen vom 2. bis 4.Mai beim großen Fest "Der Euro rollt
am Roten Rathaus" Zahlungsmittel werden.
Der Senat versucht gegenwärtig sogar, zahlreiche Geschäftsinhaber
rund um den Alex sowie an Tauentzien und Kudamm zu ewegen, den Berliner
Euro während der ganzen Europa-Woche Anfang Mai zu akzeptieren. In
sämtlichen 172 Filialen der Berliner Sparkasse werden die Münzen
voraussichtlich von Mitte April an zu haben und - gegebenenfalls - später
wieder in D-Mark zurückzutauschen sein. Sehr wahrscheinlich lohnt
sich der Aufwand für das Kreditinstitut, denn der Probe-Euro dürfte
bei Sammlern begehrt sein.
Mit dem Fest vor dem Rathaus inszeniert der Senat gemeinsam mit dem
Berliner Büro der Europäischen Kommission eine breit angelegte
Werbekampagne für die am 1.Januar 1999 beginnende und nach den Planungen
bis zum 1.Juli 2002 abzuschließende Einführung des Euro. Die
Verantwortlichen wissen, daß es in der Bevölkerung noch große
Widerstände gibt. Auch viele mittlere und kleinere Unternehmen in
Berlin sprechen sich weiterhin für die Beibehaltung der D-Mark und
gegen die neue Gemeinschafts-Währung aus. Wie der Verwaltungsratsvorsitzende
des Wirtschafts-Förderungs-Unternehmens BAO Berlin, Knut Fischer,
Ende Februar bei einer Info-Veranstaltung für 280 Berliner Firmeninhaber
im "Schweizerhof" mitteilte, stößt der Euro allerdings nicht
mehr auf eine so starke Ablehnung wie noch vor einem Jahr. Immerhin halten
erst 40 Prozent der Berliner Unternehmen die Währungsunion für
"wünschenswert und wahrscheinlich". Im Ost-Teil sind es sogar nur
35 Prozent. Allerdings zählen Industrie, Dienstleister und vor allem
Banken zu den Euro-Befürwortern. So wird auch der Berliner Probe-Euro,
über dessen Aussehen derzeit nur wenige Eingeweihte Bescheid wissen,
im Auftrag der Landesbank Berlin gefertigt. Wie aus der Senatskanzlei zu
erfahren ist, hat sich für die Prägung der Münzen vor allem
Thomas Kurze, im Vorstand für Privatkunden zuständig, besonders
stark gemacht.
Aus rechtlichen Gründen darf das Berliner Europa-Geld im übrigen
nicht als Ein- oder Zwei-Euro-Münze geprägt werden. Es müssen
Eineinhalb- und Zweieinhalb-Euros hergestellt werden, damit von vornherein
jede Verwechslung mit den künftigen amtlichen Euro-Münzen ausgeschlossen
ist.
Bei dem Fest werden die 15 Länder der Europäischen Union
sowie die EU-Beitrittskandidaten in Mittel- und Osteuropa gastronomische
Spezialitäten anbieten. Der Regierende Bürgermeister Eberhard
Diepgen, Senatoren und Repräsentanten aus anderen Bundesländern
wollen den Bürgern zum Thema Euro Rede und Antwort stehen. Wegen
des großen Informationsbedürfnisses startet die Industrie- und
Handelskammer am 5.Mai gemeinsam mit der BAO Berlin die Seminarreihe "Der
Euro und die Wirtschaft". Am 9.Juni steht die Bedeutung des Euro für
die Reisebranche auf dem Programm. Schon vom 7.April an veranstaltet
die Kammer in ihrem Gebäude an der Hardenbergstraße für
Unternehmer, die sich rechtzeitig Rat holen und "Euro-fit" in die europäische
Zukunft gehen wollen, jeden ersten Montag im Monat um 17 Uhr einen "Euro
Jour fixe".
Der Test: 1,3 Millionen Medaillen vom 3.
bis 11. Mai im Umlauf
Von Jörg Meißner
In rund 50 Berliner Geschäften, Kaufhäusern und
Restaurants werden Kunden in der Zeit vom 3. bis zum 11.Mai 1997
mit dem "Euro" bezahlen können. Die Landesbank Berlin
(LBB) hat 1,3 Millionen Euro-Medaillen prägen lassen, die hier
im Rahmen der bundesweiten Europa-Woche neben der Mark als
eigenständiges Zahlungsmittel gelten werden.
Die Münzen sind vom 21.April an in den 200 Filialen
der LBB/Berliner Sparkasse erhältlich und können gebührenfrei
zum Kurs von zwei Mark je Euro eingetauscht werden. Geprägt
wurden fiktive Werte, die es später bei der echten EU-Währung
nicht geben wird: 11/2 Euro, 21/2 Euro und 10 Euro. Sie kosten drei
und fünf beziehungsweise 20 Mark.
Zusätzliche Wechselstellen werden während des
europaweit ersten Großversuchs dieser Art vor dem Roten Rathaus
und am Wittenbergplatz eingerichtet. Der Rücktausch der
Medaillen ist gebührenfrei bis zum 16. Mai in allen Sparkassenfilialen
möglich.
Mit dem Sonder-Zahlungsmittel kann insbesondere in Geschäften
rund um den Fernsehturm und am Tauentzien bezahlt werden (siehe
nebenstehende Liste). Ein gleichartiger kleinerer Versuch in der
südbadischen Gemeinde Waldshut (gemeint ist Waldkirch <Anm. von
mir>) vor einigen Monaten hat allerdings gezeigt, daß die meisten
Euro-Medaillen Sammlerzwecken dienen und nicht wieder ausgegeben
werden. Speziell für Sammler gibt die LBB in Berlin noch eine
Sonder-Edition in limitierter Auflage in Feinsilber und Feingold
heraus.
Wie der Europa-Beauftragte des Landes Berlin, Gerd Wartenberg,
gestern mitteilte, ist die Münz-Aktion Teil einer großen
Informationskampagne, die mit rund 60 Veranstaltungen in der Hauptstadt
für den Euro werben will. So ist vom 2. bis 4. Mai vor
dem Berliner Rathaus ein Bürgerfest unter dem Motto "Der Euro
rollt am Roten Rathaus". Außer zahlreichen Informationsständen
werden prominente Politiker "für eine umfassende, kompetente
und individuelle Beratung der Bürger" über alle Fragen
zum Euro sorgen. Abgerundet wird das Fest durch ein europäisches
Kulturprogramm sowie durch ein breites kulinarisches Angebot aus
Europas Küchen.
Auch die S-Bahn ist mit von der Partie. Auf der Berlin
und Brandenburg verbindenden Linie S5 von Charlottenburg bis nach
Strausberg und Strausberg Nord wird vom 3. Mai an ein eigens
für die Aktion gestalteter Euro-S-Bahn-Zug unterwegs sein. Sachkundige
Berater werden dort eine Woche lang täglich zwischen 9 und 18
Uhr über den Euro aufklären und für Fragen
zur Verfügung stehen. Die Linie benutzen pro Tag rund
140 000 Fahrgäste.
Alle Filialen der Landesbank verzeichnen regen Tauschverkehr. Am Adenauerplatz
waren gestern die 10-Euro-Stücke (Preis: 20 Mark) schon ausverkauft.
Doch einkaufen kann man mit dem Berliner Euro nur vom 2. bis 11. Mai -
auf dem Frühlingsfest vor dem Berliner Rathaus und in über 50
Geschäften an Alex und Kudamm. Die BZ testete jetzt schon, ob der
Euro rollt.
"Mit Euro wollen Sie zahlen?" fragt Kellnerin Kerstin Markwart im Kranzler.
"Das geht erst nächste Woche". Dann wird sie doch neugierig, beguckt
die fremdartigen, glänzenden Münzen, meint dann: "D-Mark ist
mir doch lieber."
Euro-Skeptiker ist auch der Inhaber der Wechselstube um die Ecke. "Währungsunion?
Da fallen ja auf einen Schlag elf Währungen weg!" Manuela Blaustein,
Filialleiterin von Schuh-Neumann an der Tauentzienstraße, hat da
weniger Berührungsängste. "Grundsätzlich gerne! Können
Sie einen Moment warten? Ich muß erst mal meinen Chef nach dem Umtauschkurs
fragen." Ganz cool schließlich Bettler Kurt Glogauer: "Haste ma'
nen Euro? Klar nehm ich den. Kann ich ja wieder zurücktauschen. Oder
ich behalte ihn zur Erinnerung. . ."
Berlin - Die Hauptstadt ist ihrer Zeit wieder einmal voraus: Der Euro
wird offiziell zwar erst in fünf Jahren als Zahlungsmittel eingeführt.
Doch während der Europawoche vom 2. bis 11. Mai können die Berliner
jetzt schon die neue Währung testen. Die
Landesbank Berlin ließ 1,2 Millionen Medaillen zu 1,5, sowie
2,5 und 10 Euro prägen.
Wenn der Euro an Kudamm und Alex rollt, kostet die Flasche "Johnnie
Walker" im KaDeWe zehn Euro, die Schachtel
Pralinen einen Euro 50. Bei Mövenpick können Feinschmecker Spargel
mit Sauce Hollandaise für zehn Euro schlemmen.
Bier und Buletten kosten in der Kneipe "Zum Nußbaum" je einen
Euro 50. Darüber hinaus nehmen viele andere Geschäfte und Restaurants
in City West und Ost die Landesbank-Medaillen in Zahlung.
Die internationalen Leckerbissen auf dem europäischen Frühlingsfest
vom 2. bis 4. Mai vor dem Berliner Rathaus müssen
sogar ausschließlich mit Euro bezahlt werden.
Die "Berliner Euros" können in allen 200 Filialen der Berliner
Sparkasse oder der Landesbank Berlin zum Kurs zwei Mark
für einen Euro eingetauscht werden. Zusätzliche Wechselstellen
werden während der Europawoche in Containern vor dem Berliner Rathaus
und auf dem Wittenbergplatz eingerichtet. Wer die Medaillen nicht als Sammel-
oder Erinnerungsstück aufbewahren möchte, kann sie bis 16. Mai
in allen Sparkassenfilialen wieder zurücktauschen - natürlich
gebührenfrei.
"Wir wollen in unserer Stadt die Kenntnis über die neue Währung
verbesssern, Vorurteile abbauen und den Euro erlebbar machen", begründet
Landesbank-Vorstand Dr. Thomas Kurze das Engagement seines Geldinsituts.
Für das in dieser Größe einmalige Experiment mußte
die Landesbank extra eine Sondergenehmigung des Bundesfinanzministeriums
einholen. Daher auch die "krummen" Werte von 1,5
und 2,5 Euro.
"Diese Münzwerte wird es beim echten Euro ab 2002 ganz sicher
nicht geben", weiß Landesbanker Dr. Kurze. "Deswegen
besteht keine Verwechslungsgefahr."
Der Regierende begrüßt die Aktion der Landesbank. "Nur,
wer rundum Bescheid weiß, ist wegen der Währungsumstellung
nicht verunsichert." Eberhard Diepgen weiter: "Innerhalb der EU werden
wir an längst weit geöffneten Grenzen nur noch lässig durchgewinkt.
Schwer einzusehen, daß dann noch gestoppt werden muß, um Geld
umzutauschen wie seit Methusalems Zeiten."
Amusement und Information vor dem Berliner Rathaus
Berlin - Wirtschafts-Experten und Politiker
reden sich über die Währungsunion die Köpfe heiß.
Die Berliner feiern. Vom 2. bis 4. Mai steigt ein großes Frühlingsfest
rund um den Neptunbrunnen. Motto: "Der Euro rollt am Roten Rathaus". Veranstalter:
Der Senat, die Europäische Kommission und das europäische Informationszentrum
Berlin.
Der Clou: Bratwurst, Molle und europäische Spezialitäten
gibt' s nicht gegen die gewohnte D-Mark, sondern ausschließlich für
Euro-Münzen, die die Landesbank Berlin extra für die Europawoche
vom 2. bis 11. Mai 1997 prägen ließ.
Auf dem Bürgerfest und in über 50 Geschäften und Restaurants
in City Ost und West können die Berliner während dieses Zeit
die Kaufkraft des Euro schon mal testen.
Der Einkauf mit dem "Euro-Spielgeld" soll Berührungsängste
nehmen: Zwar bekommt der Verbaucher für seine Mark nur halb
soviele Euros. Doch die Preise werden auch halbiert.
1,2 Millionen Euro-Medaillen sollen zum Kurs 1:2 unters Volk gebracht
werden. Das ist in dieser Größe ein bisher einmaliges Experiment.
Noch nie hat eine europäische Großstadt probehalber die Währungsunion
vorweggenommen.
Offiziell eröffnet wird das europäische Bürgerfest am
Freitag, 2. Mai um 16 Uhr. Bis Sonntagabend um 21 Uhr werden Informationen
rund um Europa, Talkrunden mit prominenten Gästen, Musik, Tanz und
Kultur geboten. Für den Sonntagnachmittag zwischen 13.30 Uhr
und 15 Uhr hat sich Bundestagspräsidention Rita Süßmuth
angesagt. Ebenfalls am Sonntag plant das ZDF eine Sondersendung aus dem
Reichstag mit Live-Schaltung zum Bürgerfest vor dem Berliner Rathaus.
Der Einkauf mit dem Berliner Euro ist an Kudamm und Alex noch während
der ganzen Europawoche bis 11. Mai möglich.
"Es wird zwar intensiv über die Währungsunion diskutiert",
weiß Berlins Europa-Staatssekretär Gerd Wartenberg. "Aber es
besteht noch großer Informationsbedarf." Den sollen 30 Europa-Experten
des europäischen Informationszentrums decken. Sie schwärmen während
der Europawoche vom Jean-Monnet-Haus an der Bundesalle aus, beantworten
Fragen auf dem Frühlingsfest vor dem Berliner Rathaus und in der S-Bahn.
Mit Politik, Gaumenfreuden und Musik
Spanische Paella, Irish Stew, französische Crêpes,
aber auch Pfälzer Saumagen und Prager Schinken: Vor dem Roten Rathaus
wird heute nachmittag die von der Europäischen Kommission, dem Euro-Informationszentrum
Berlin und dem Senat veranstaltete Europa-Woche mit einem "Europäischen
Frühlingsfest" eröffnet. Ein Besuch dürfte sich lohnen:
Selbst Gourmet-Koch Johannes King vom Grand Slam und die Spitzenköche
vom Logenhaus bieten ihre Leckereien ausnahmsweise im Freien an.
Euro-Clou: Exklusives Zahlungsmittel für die kulinarischen Spezialitäten
aus einem Dutzend europäischer Länder sind eigens von der Landesbank
Berlin (LBB) geprägte Euro-Münzen, die bereits im Vorfeld bei
den Sparkassen gebührenfrei im Verhältnis zwei zu eins gegen
DM eingetauscht wurden, aber auch noch in zwölf Wechselstuben direkt
auf dem Euro-Fest zu erhalten sind. Aus rechtlichen Gründen (und um
spätere Verwechslungen mit dem echten Euro auszuschließen) gibt
es den Berlin-Euro in schrägen Nominalwerten zu 1,5, 2,5 und 10 Euro
(umgerechnet 20 DM). Die LBB ließ eigens 1,3 Mio. Münzen prägen,
die noch bis 16.Mai zurückgetauscht werden können.
Offizielle Eröffnung ist heute um 16 Uhr. Der Europabeauftragte
Berlins, Gerd Wartenberg, und LBB-Vorstand Dr. Thomas Kurze werden Ansprachen
halten und über die Aktion "Der Euro rollt in Berlin" informieren.
Bis 22 Uhr wechseln sich dann Auftritte u.a. der BSR Big Band, der Abba-Revival-Band
"Abba 99" sowie der Micky-Malten-Band (Irish Folk) mit weiteren Politikeransprachen
ab.
Am Sonnabend ist das Euro-Fest von 10 bis 22 Uhr geöffnet, am
Sonntag dann nochmals von 10 bis 21 Uhr. Neben den insgesamt rund 40 gastronomischen
Ständen rund um den Neptunbrunnen wird es auch fünf Pagodenzelte
geben, in denen Berlins Europabeauftragter, Brandenburg, Sachsen, das Euro-Informationszentrum,
die Arbeitsgemeinschaft Euro sowie die "Bürger Europas" Berührungsängste
gegen die geplante Euro-Währung abzubauen versuchen. Ein weiteres
Zelt gibt es extra für Kinder.
Als Politprominenz haben sich für Sonnabend u.a. Luxemburgs Ministerpräsident
Jean-Claude Juncker, Eberhard Diepgen (beide Ansprachen ca. 12-13 Uhr),
der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Werner Hoyer (15.30 Uhr), und
der Präsident der Europäischen Bewegung Frankreichs, Jean-Louis
Bourlanges (18 Uhr), angekündigt.
Am Sonntag wird in der Zeit von 11 bis 12 Uhr zunächst Bürgermeisterin
Christine Bergmann sprechen, zwischen 13.30 und 15 Uhr Bundestagspräsidentin
Rita Süssmuth. Musikalische Highlights sind Sonntag abend Stern Meißen
und Nightshift.
Eine Telefonaktion der Berliner Morgenpost zum Euro findet am 11. Mai
statt. hps
Berlin - Die Hauptstadt hat jetzt zwei
Währungen. Seit gestern kann in vielen Geschäften der City West
(Kudamm) und rund ums Nikolaiviertel mit Euro-Geld bezahlt werden.
Aber von "Europhorie" war noch nicht viel zu spüren, fast alle
Kunden bezahlten mit D-Mark. Ines Fänger (37) vom "Teeladen" (Propststraße
8, Mitte): "In meiner Kasse liegt noch kein einziger Euro!"
Dabei wurden bei den Sparkassen bereits 400 000 Münzen eingelöst
(von 1,3 Mio.). Ein Euro kostet zwei Mark. Heute öffnen auch die Wechselstuben
am Alexander-, Wittenberg- und Breitscheidplatz.
Die Geschäfte haben sich für das Experiment viele "Euro-Angebote"
ausgedacht. Im KaDeWe kauft man günstig schottischen Whisky (10 Euro),
bei Ruhnke Optik Sonnenbrillen (50 Euro), im Kaufhof am Alex Kaffedosen
(2,5 Euro).
So richtig ins Rollen kommt der Euro auf dem Frühlingsfest vorm
Roten Rathaus (Sa 10-22, So 10-21 Uhr). Für Molle und Currywurst wird
keine Mark akzeptiert, nur Euros kommen auf den Tisch. An 40 Ständen
werden europäische Speisen verkauft, in acht Zelten über Europa
informiert.
Abgefahren auch das Angebot der S-Bahn. Auf der Linie 5 zwischen Charlottenburg
und Strausberg-Nord fahren Euro-Experten mit (bis 12.5.).
Im Zug gibt's Infos über Europa und die neue Währung. Ab
1999 ist die nämlich kein Spaß mehr, sondern Realität.
Von Kai Ritzmann
Der Euro spaltet. Jedenfalls Ehepaar Klin aus Dahlem. Er ist dafür,
sie hegt ihre Vorbehalte. Dennoch wird wohl alles sich zum Guten wenden.
"Europa", scherzt Dieter Klin, "wird uns nicht scheiden." Wie im Kleinen
so lag Sonnabend beim Euro-Frühlingsfest auch im großen ganzen
eine heitere Stimmung in der lauen Berliner Luft: Petrus war wohl mit einer
ganzen Ladung Probe-Euros bestochen worden. Zwischen Infopavillons, rund
40 Imbiß-Ständen und zwei Musikbühnen rollte die Währung
im Probelauf kräftig auf dem Platz vor dem Roten Rathaus. Mit den
1,5-, 2,5- und 10-Euro-Taler, die zum jeweils doppelten DM-Betrag an zehn
Wechselstuben zu erhalten waren, konnten aber nicht allein unterhalb des
Fernsehturms Speis und Trank bezahlt werden.
Auch in den umliegenden Geschäften, vor allem im Nikolaiviertel,
akzeptierten die meisten Geschäftsleute die neuen, blitzblanken Taler.
Rund die Hälfte der 1,3 Millionen geprägten Probe-Euros wurden
bis Sonnabend verkauft.
Je weiter vom Fernsehturm man sich entfernte, desto geringer fiel die
Freude an dem ungewohnten Zahlungsmittel aus. Zwar lockte zum Beispiel,
offenbar nach der Devise "Trinken für Europa", die Gaststätte
"Zum Nußbaum" mit verbilligten Euro-Angeboten für Bier und Bouletten,
doch löhnten viele Gäste lieber mit der Mark.
Auch in den benachbarten Souvenirläden ging eher deutsches Geld
über die Theke. Schwierig bis unmöglich gestaltete sich die Handhabung
des Euro an einem großen Süßwaren-Stand. 100 Gramm Naschwerk
für 1,1 Euro, da blieb bei der ausgegebenen Stückelung nur der
Rückgriff auf Mark und Pfennig. Auch Gurken-Verkäufer Karl-Heinz
Westphal mußte tricksen und ein Sonderpaket aus Gewürzgurken,
Senfgurken und Cornichons zusammenstellen, um den Endbetrag durch 1,5 teilen
zu können.
Die Fragen, die an den Info-Zelten von Experten beantwortet wurden,
ließen neben Zuversicht über die positive Wirkung des Euro auch
eine Menge "gesundes Berliner Mißtrauen", so ein Abgestellter der
Arbeitsgemeinschaft Euro, erkennen. Sogar Eberhard Diepgen registrierte
bei einem kurzen Auftritt "eine gewisse Skepsis", gegen die sich der Luxemburgische
Ministerpräsident Jean-Claude Juncker wendete: "Wir müssen Zugang
zu den Herzen der Menschen finden."
Daher war es vordringlich die Absicht der Veranstalter, den Probe-Euro
"erlebbar" zu machen. Doch bis alle sich mit der Einheitswährung einverstanden
erklären, ist noch ein weiter Weg.
"Erst wenn die Oma ihre Rente in Euros ausgezahlt bekommt, ist das
Eis gebrochen", gestand Axel Bunz, Leiter der Vertretung der Europäischen
Kommission, ein.
Gelassen bis desinteressiert reagieren die meisten Berliner auf den Probe-Euro
Von Ulrike Heike Müller
BM Berlin - Berlin testet den Euro: Das Ehepaar Sanders will die
soeben erstandenen Probe-Euro unters Volk bringen. Doch das ist nicht so
einfach. Aufgeregt wühlen beide auf dem einzigen, lieblos arrangierten
Verkaufstisch im Kaufhaus am Alex. Als sie zwischen dem Plunder eine brauchbare
Thermoskanne entdecken, ist die Freude groß. "Für zehn Euro
nehmen wir die. Die restlichen Münzen behalten wir als Erinnerungsstücke",
ruft Annerose Sanders ihrem Albert begeistert zu.
Ebenso wie die beiden handhaben viele Berliner den Probe-Euro. Wenn
sie sich auf das Experiment einlassen, tauschen sie ihre geliebte
D-Mark gegen die 1,5-, 2,5- und 10-Euro-Münzen, um ihre numismatische
Sammlung zu komplettieren. Noch bis Sonntag können Münz-Fans
und Euro-Neugierige in eigens eingerichteten Wechselstellen zwei DM gegen
einen Euro tauschen. Dann ist die Euro-Testpase in Berlin vorbei.
Noch gibt es reichlich von dem Probe-Geld; eine Million Münzen
wurden geprägt. Wer sich zum Beispiel am Alex mit Euro eingedeckt
hat, wird gleich gegenüber der Wechselstelle auf das kulinarische
Angebot von "Dinea" aufmerksam. Das Restaurant bietet spanische Paella
und ein Glas Rotwein für sechs Euro an. In D-Mark wäre das Reisgericht
teurer.
Trotzdem: Das Geschäft mit der neuen Währung läuft nicht.
Ganze zehn Euro-Menüs gingen bisher über den Tisch. Sitzen die
Berliner etwa lieber daheim und freuen sich über ihre neuen Münz-Schätze,
statt zu schlemmen und das Leben auswärts zu genießen?
Zur Ehrenrettung vieler muß gesagt werden, daß das Angebot
für Euro in den Geschäften um den Alex, im Nikolaiviertel und
auf dem Kudamm recht dürftig ausfällt. Im Café Kranzler
mußten Euro-Besitzer mit wenigen süßen Berlin-Souvenirs
vorlieb nehmen.
So ist es verständlich, daß nur wenige Berliner die Begeisterung
der Sanders teilen. Euro-Beraterin Franziska Guthke kennt die Stimmung
unter den Leuten genau. Seit dem 2. Mai steht die vom Europäischen
Informationszentrum angeheuerte Ökonomie-Studentin am Infostand im
Bahnhof Zoo und will mit den Leuten über den Euro ins Gespräch
kommen. "Viele winken gleich ab, wenn ich sie anspreche", erzählt
die junge Frau reichlich frustriert. Läßt sich tatsächlich
jemand auf eine Unterhaltung ein, stößt sie oft auf Ablehnung.
Zu Diskussionen über wirtschaftliche Vor- und Nachteile der Einheitswährung
kommt es kaum, weil die Menschen zu wenig wissen.
Mit ihren Kollegen war Frau Guthke im blauen Euro-Zug von Straußberg
nach Charlottenburg unterwegs. Auch in den Bahn-Zügen haben die Leute
wenig Interesse an Gesprächen. "Nur die Informationsbroschüren
über den Euro gehen gut", berichtet Guthke.
Die Idee mit dem Euro-Zug war in jeder Hinsicht ein Flop. Für
das Bekleben der vier Waggons mit blauer Folie machten die Veranstalter
der Euro-Woche 16 000 DM locker. Schon in der ersten Nacht beschmierten
Unbekannte den Zug, so daß die Waggons noch einmal neu hergerichtet
werden mußten. Seitdem paßt ein Wachschutz auf das Prachtstück
auf.
Aber Interesse für die neue Währung wurde geschaffen - Aktionswoche geht zu Ende
Von Ulrike Heike Müller
BM Berlin - Die Veranstalter loben sie, den Geschäftsleuten
ist sie gleichgültig, die meisten Berliner begegnen ihr mit Skepsis
oder Ablehnung - manche aber auch mit Interesse und Zustimmung: Gemeint
ist die am Sonntag zu Ende gehende Europa-Woche - veranstaltet von der
Europäischen Kommission, dem Europäischen Informationszentrum
(EIZ) und dem Senat.
Die Aktionstage zum Euro wurden mit dem "Europäischen Frühlingsfest"
eröffnet. Die Veranstalter konnten vom 2. bis 4. Mai bei strahlendem
Sonnenschein mehr als 50 000 Besucher vor dem Roten Rathaus begrüßen.
Geplant war, daß alle Getränke und Gaumenfreuden mit den
Berlin-Euro - eigens für die Europa-Woche geprägte Münzen
- bezahlt werden. Doch Besucher und Händler machten einen Strich durch
die Rechnung: Viele Berliner waren zu bequem, ihr Geld extra umzutauschen,
um anschließend ihre Curry-Wurst damit zu bezahlen. Die Händler
ließen sich deshalb nicht das Geschäft verderben und akzeptierten
die gewohnte DM.
"Wie viele Leute mit dem Euro bezahlten, ist egal. Viel wichtiger war,
daß die Menschen mit Fachleuten und Politikern ins Gespräch
über den Euro kamen", meint Gerd Wartenberg, Europabeauftragter des
Landes.
Und zu Diskussionen kam es auch. Dabei war die Auseinandersetzung oft
von Ablehnung der gemeinsamen Währung geprägt. Das Spektrum reichte
bis zu aggressiven Äußerungen. Prominente, etwa EU-Kommissarin
Monika Wulf-Mathies, hatten es dabei nicht leicht. Mit Standardformulierungen
ließen sich die Berliner nicht abspeisen. "Politiker machen die Erfahrung,
daß sie nur mit Offenheit weiterkommen. Allein aufgrund von Zeitungsanzeigen
oder Broschüren entwickeln die Menschen kein Vertrauen zum Euro",
kommentiert Wartenberg die Diskussionen. Ähnlich resümiert Klaus
Sühl, Direktor des EIZ, die Europa-Woche: "Wir haben sicher niemanden
von der Einheitswährung überzeugt. Aber mehr Menschen beschäftigen
sich mit dem Thema."
In der vergangenen Woche konnten die Berliner mit den Probe-Euro in
60 Geschäften einkaufen. Die Münzen konnten sie bei der Landesbank
Berlin zu einem Kurs von 1 Euro = 2 DM eintauschen. Prinzipiell eine gute
Idee, die neue Währung für die Menschen erfahrbar zu machen.
Da sich von den 11 500 Berliner Geschäften nur wenige beteiligten
- zumal mit sehr beschränktem Angebot -, hielt sich aber die Begeisterung
der Menschen in Grenzen, und die Unternehmen machten kaum Umsatz in Euro.
Die Stimmung im Handel bringt Karl-Heinz Koch, Filialleiter des Schuhhauses
Leiser am Kurfürstendamm, auf den Punkt: "Für uns ist das nur
riesiger Aufwand, weil wir den Euro jeden Tag bei der Bank eintauschen
müssen."
Positivere Einschätzungen kommen aus der Gastronomie. "Wir haben
unser Restaurant europäisch geschmückt und ein attraktives Angebot
gestaltet", sagt Peter Fuchs, Direktor des Mövenpick-Restaurants im
Europa-Center, "Unsere Gäste nehmen dies mit viel Interesse auf."
Auch wenn viele nicht mit dem Berlin-Euro bezahlten, so werde doch über
die künftige Währung geredet.
Optimistischer als die Händler schätzt auch Klaus Sühl
von der EIZ die Situation ein. Er geht davon aus, daß in jeder dritten
Berliner Familie ein Problembewußtsein für den Euro geschaffen
wurde.
Dennoch bleibt fraglich, ob mit dem ersten europaweiten Versuch in
dieser Größenordnung tatsächlich so viele Menschen erreicht
wurden. Sicher dagegen ist, daß den Menschen nicht mehr viel Zeit
bleibt, um sich mit dem Euro anzufreunden.
Elf Tage konnte man in 52 Berliner Geschäften
probeweise mit der neuen Währung bezahlen. Über 500 000 Münzen
wurden an den Schaltern der Sparkasse eingetauscht, doch wirklich gekauft
haben damit nur wenige. Die meisten Euros landeten im Sparstrumpf.
Gerade mal 35 Münzen befinden sich nach Ablauf der "Probezeit"
in der Cafe´-Kranzler-Kasse. "Wir hatten viel Arbeit mit der Aktion,
das Personal mußte ständig über den Euro aufklären.
Gekauft wurde dann aber mit D-Mark", faßt Direktor Dieter Essling
zusammen.
Auch im Wienerwald blieb die Euro-Kasse kalt. "Etwa 150 Euro haben
wir eingenommen, gleich an Stammgäste weitergetauscht," so Restaurantleiterin
Monika Knospe.
Selbst die vielen Euro-Schnäppchen machten den Berlinern das neue
Geld nicht schmackhaft. Sie zahlten lieber mit D-Mark. "Kein Wunder, der
Deutsche ist ein Sammler", so Peter Fuchs, Mövenpick-Direktor im Europa-Center:
"Wir wollten auch ausprobieren, wie wir mit dem neuen Geld zurechtkommen.
Ergebnis: positiv!"
Viele Sammler hoffen auf hohe Wertsteigerungen. Münzen aus dem
Euro-Test im badischen Waldkirch (Okt.'96) kosten bereits das Vierfache.
Aber von diesem Euro gab's nur 6000 Stück, der Berliner hat eine
Auflage von 1,3 Mio Stück. Rücktausch gegen D-Mark (Kurs: 1 EURO
= 2 DM, keine Gebühr) ist bis 16.5. möglich.
1,3 Millionen Münzen des "Spielgeldes" hat die Landesbank Berlin prägen
lassen.
Herstellung, Werbung und Logistik haben 1,3 Millionen Mark gekostet, sagt
Sprecher
Frank Weidner.
Rund 500 000 Münzen wechselten gegen harte D-Mark ihren Besitzer.
Nicht einbezogen ist dabei das Wechselgeld, das an 34 Geschäfte und
18 Restaurants am
Alexanderplatz und am Tauentzien ausgegeben wurde.
Der Landesbank-Sprecher geht davon aus, daß die Berliner bis zum
16.Mai den größten
Teil der nicht verbrauchten Vorab-Euros zurücktauschen, denn für
Sammler habe es 15
750 Extra-Münzen gegeben.
Von 1,3 Millionen Münzen nur 500 000 Stück verkauft: Ist die
Aktion also ein Mißerfolg?
Frank Weidner sieht das anders: So dürfe man nicht rechnen. 500 000
Stück sei eine
"wahnsinnig große Summe".
Man habe vorher die Nachfrage nicht abschätzen können.
Es ging nicht um Profit, sondern um Promotion.
Und insofern sei der Großversuch "ein sehr großer Erfolg" gewesen.
Sogar in japanischen Medien sei der Berliner Vorab-Euro eine Top-Meldung
gewesen,
frohlockt Weidner.
Profit machen - oder: auf ihre Unkosten kommen - könnte die Landesbank
ohnehin nur
mit nicht zurückgetauschten Medaillen.
Der Probe-Euro war vom 2. bis 11.Mai in fast aller Munde.
Allerdings auch in fast keiner Ladenkasse.
Die Einzelhändler, Kaufhaus-Chefs und Gastronomen beschreiben den
Euro-Umsatz
übereinstimmend mit "fast gleich Null".
Aber: Beinahe jeder Berliner hatte laut Umfrage von dem Großversuch
gehört oder
gelesen.
Seit heute ist das "Spielgeld" als Zahlungsmittel wertlos.
Die zurückgetauschten Euros rollen von den Bankfilialen ins Walzwerk
der Berliner
"Münze".
Platt gewalzt zu hauchdünnen Scheiben werden sie nach Niedersachsen
gebracht.
Im Schmelzofen einer Metallfirma verglüht der Ex-Euro und wird so
in seine
Bestandteile - Kupfer, Stahl, Messing und Nickel - zerlegt.
Die Metalle werden weiter verarbeitet.
So könnte aus einem Probe-Euro eine D-Mark werden.
Von Nikolas Rechenberg
Verwirrung um den "Probe-Euro" - war der Verkauf in den vergangenen
Tagen zur "Berliner Eurowoche" eher schleppend, reiben sich jetzt viele
Sammler die Augen: Ein Hamburger Unternehmen bietet diese Euros billiger
an, als sie in den Filialen der Berliner Sparkasse ausgegeben wurden.
Galt in Berlin zur Eurowoche der Ausgabepreis von zwei Mark für
einen solchen Euro, nimmt die Hamburger "Historia" nur den Ecu-Kurs von
1,9526 DM aus April. Sie berechnet statt drei DM für "Eineinhalb Euro"
nur 2,93 DM. Für den "Zweieinhalb Euro" sind es statt 5 Mark nur 4,89
Mark und für den "10 Euro" statt 20 DM nur 19,53 Mark.
Bei einem ganzen Satz sind das 65 Pfennig, bei größeren
Stückzahlen kommen ein paar Mark zusammen. Die Verwirrung unter den
Sammlern war perfekt - viele Berliner fragten sich aufgrund der Anzeigen,
ob die Berliner Sparkasse vielleicht die Pfennige aufgeschlagen habe und
nebenbei einen Gewinn von fast 100 000 DM erzielte.
"Diese Vermutung ist falsch", erklärte dazu ein Sprecher der Landesbank,
"wir nehmen den Euro bis zum 16. Mai zum vollen Ausgabepreis zurück,
ohne Gebühren." Man habe selbst keine Erklärung dafür, wie
der Hamburger Preis zustande komme. Der Verkauf des Euros als Medaille
habe nichts mit der Aktion zu tun - der Berliner Euro sei als "reines Spielgeld"
verwendet worden. Alles andere seien "Sammlerspekulationen".
Die Hoffnung auf Wertsteigerung ist nicht unberechtigt: "Euros" aus
einem Test im badischen Waldkirch von 1996 kosten bereits das Vierfache
des Ausgabepreises. Nur: dort wurden 6000 Stück geprägt, in Berlin
1,3 Millionen.
Von diesen wurden bis Sonntag 500 000 Stück verkauft - der Großteil
davon an Sammler. Vom 3. bis 11. Mai konnten die Berliner und ihre Gäste
in 52 Geschäften mit den Medaillen zahlen. In den Kassen der meisten
Geschäfte, die in der Probe-Woche mitmachten, landeten nur wenige
hundert "Probe-Euros". Historia konnte das Rätsel gestern lösen.
"Wir haben die Euros zu den gleichen Preisen gekauft, wie sie auch an die
Berliner ausgegeben wurden", so Lothar Hentrich von Historia, "wir haben
eben günstiger kalkuliert und verkaufen die Medaillen billiger, als
wir sie erhalten haben." Die Erklärung für das "hanseatische
Kaufmanns-Wunder": Der billige Euro soll als Zugpferd und Werbung für
andere Medaillen dienen. Der Verkauf des Euros laufe "ausgezeichnet an".
Verbraucher-Experten vermuten noch eine weitere Erklärung: Die Hamburger
können den Verlust durch den niedrigeren Verkaufspreis durch den Versand-Kostenanteil
(5 Mark) wieder hereinholen - da seien immer "ein paar Groschen" kalkulierbar.